Frauen sind die besseren Anleger – aber wieviel besser sind sie eigentlich?

Immer wieder hat es Untersuchungen gegeben, die sich mit Anlagestrategien von Frauen und Männern beschäftigt haben und zu dem Schluss kamen: Frauen legen Geld in Wertpapieren besser an als Männer. Aber warum ist das eigentlich so? Und wieviel besser sind Frauen? Eine jüngst in Großbritannien angestellte Studie liefert Antworten.

Es ist kein Geheimnis, dass die meisten Männer eigentlich schlechte Anleger sind. In der Hitparade erfolgreicher Anleger steht Warren Buffett unvermeidlich ganz oben. Tatsächlich eine beeindruckende Größe in der Finanzwelt. Aber als Gruppe gesehen stehen männliche private Anleger drei Plätze hinter – nicht Erschrecken – Schimpansen.

Ökonom Jaap Koelewijn, Professor an der niederländischen Nijenrode Universität hat vor rund drei Jahren in der TV-Sendung Money Talks gesagt: Der Grund liegt leider in den Genen. Männer haben zu viel Selbstvertrauen. Auf dem Börsenparkett führt das dazu, dass sie zu viel Risiko eingehen. Und sie kaufen und verkaufen Wertpapiere zu oft. Wenn Sie Erfolg haben, geben sie gerne damit an. Läuft das ganze schief, geben sie ihre Fehler nicht zu.

Besonders auffällig: Ausgerechnet in den neunziger Jahren, also in den guten Zeiten an der Börse, haben amerikanische Männer fast ein Prozent weniger Rendite erzielt als Frauen. Diese Entdeckung haben die beiden Berkeley-Professoren Brad Barber und Terrance Odean gemacht.
 

Frauen legen Geld weniger aus dem Bauch heraus an

Frauen sind oft ruhiger. Vielleicht überrascht diese Feststellung, aber sie sind auch viel weniger emotional. Sie gehen Risiken aus dem Weg, planen besser und haben ein langfristiges Ziel im Auge. Natürlich gilt das nicht für jede Frau. Genauso wenig wie jeder Mann viel zu schnell um die Kurve rast. Bei diesen Betrachtungen geht es um Durchschnittswerte.

Laut der amerikanischen Vermögensverwaltung Eidelity erzielen Frauen tatsächlich in der Regel mit ihrer Geldanlage bessere Ergebnisse. Das Unternehmen hat seine männlichen und weiblichen Kunden ein Jahr lang beobachtet. In diesem Zeitraum betrug der Vorsprung der Frauen 0,3 Prozent.

Bei einem Vermögen von 50.000 Euro sind das in nur einem Jahr 150 Euro mehr Rendite. Keine großen Längen Vorsprung. Aber doch ein Unterschied, der sich auf Dauer bemerkbar macht. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine weitere Untersuchung aus Großbritannien. Auch laut ihr legen Frauen Geld besser an.
 

Frauen verdienen sich ein Ferienhäuschen

Der britische Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown hat die Entwicklung der Portfolios von Männern und Frauen über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg beobachtet. Bis August 2017. Hiernach schnitten Frauen im Schnitt 0,81 Prozent besser ab.

Wieder scheint der Unterschied auf den ersten Blick nur klein. Aber über dreißig Jahre hinweg betrachtet, liegt der Wert des Portfolios einer Frau so um 25 Prozent höher als der Wert der Geldanlage eines Mannes. Und dreißig Jahre sind beispielsweise beim Sparen zum Abbezahlen des Eigenheims oder für die Rente eine ganz normale Zeitspanne.

Wenn es einem Mann also gelingt, die Ziellinie mit einem Vermögen von 300.000 Euro zu überqueren, sind das bei der Frau ganze 75.000 Euro mehr. Das reicht für ein Ferienhaus in Frankreich, eine Zusatzrente in Höhe von 375 Euro monatlich oder eine Luxuskarosse.

Es geht also nicht mehr um einen kleinen Vorsprung, sondern um einen riesigen Unterschied im Ergebnis der Geldanlage.
 

Warum erzielen Frauen bessere Ergebnisse mit Wertpapieren?

Sarah Coles, Analystin bei Hargreaves, sagt, Frauen seien festentschlossen, kein übermäßiges Risiko einzugehen. Das macht sie zu besseren Anlegern. Was übrigens nicht bedeutet, Männer seien nicht erfolgreich. Ungefähr ein Drittel sowohl der Männer als auch Frauen hat laut der Analystin im Beobachtungszeitraum eine Rendite von mehr als 30 Prozent erzielt.

Sie erklärt, warum eine durchschnittliche Frau gut im Wertpapierhandel ist:

- Ihr Portfolio ist hat in der Regel eine gute Streuung von Wertpapieren. 44% der Frauen entscheidet sich vor allem für die Geldanlage in Fonds. Bei den Männern sind das nur 38%. So wird das Risiko von Anfang an gut gemanagt. Wenn sich zum Beispiel die eine Aktie schlecht entwickelt, wird das durch einen erfolgreicheren anderen Titel in der Fondsanlage ausgeglichen.

- Sie legt weniger Geld in risikoreichen Wertpapieren an. Beispielsweise in Aktien von einem einzigen Unternehmen oder Aktien kleiner unbekannter Firmen. Das macht große Verluste weniger wahrscheinlich.

- Sie handelt weniger häufig mit ihren Wertpapieren an der Börse. Wenn sie einzelne Wertpapiere oder Anteile an Fonds kauft, behält sie diese viel länger. Das spart Ordergebühren, die sich negativ auf die Rendite auswirken.
 

Frauen sind bessere Privatanleger als sie denken

Analist Coles stellt fest, dass immer mehr Frauen Erspartes investieren. Wenn es ums Thema Geldanlage an der Börse geht, haben sie ein falsches Selbstbild, sagt er.

Laut Coles sind Frauen vor allem bessere Anleger als sie denken. Oft sind sie zurückhaltend, weil sie sich um die Risiken Gedanken machen. Und sie sind der Meinung, sie wüssten nicht genügend über den Wertpapierhandel.

Aber die Zahlen sind eindeutig: Auch deshalb investieren sie ihr Geld besser. Frauen sind weniger übermütig als Männer. Das deckt sich mit den Ergebnissen von Barber und Odean al.

 

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(Depotkontenvergleichen.de, 7. März 2018; Quellen u.a.: The Money Pages)